Samstag, 2. Juni 2007
Linde
Wie ihr alle wisst bin ich ja hier nicht zum Urlaub machen, sondern zum Geld verdienen. Also hab ich mich gestern zu Linde aufgemacht.

Wie alle Inder sind hier auch alle ganz nett und haben sich gut um mich gekuemmert. Die mir versprochene Wohnung die ja dann doch nicht organisiert werden konnte, ist jetzt anscheinend kein Problem mehr. Naja, ich glaubs erst wenn ich wirklich drin bin.

Ach ja, ich schreib euch grad von meinem Firmenrechner. Und das obwohl heute Samstag ist! In den meisten Firmen wird in Indien jeden Samstag gearbeitet. Bei Linde zum Glueck nur am ersten im Monat. Heute Nachmittag soll dann geklaert werden an welchem Projekt ich mitarbeite.

Mein Gehalt von ca. 300 Euro (besser hoeren sich 12000 Rupien an :-)) ist anscheinend ganz gut. Ein Callcenter-Mitarbeiter bekommt pro Monat gerade mal 1000 Rs und die anderen Praktikanten bekommen sogar nur 3000 oder 6000 Rs. Gehoer hier also zu den Spitzenverdienern. Hab bisher aber noch keine Ahnung fuer was ich das Geld hier ausgeben soll. Denn mit Abends weggehen siehts hier eher schlecht aus. Hier gibts ja nicht mal Alkohol! Zumindest nicht fuer Inder. Als Auslaender kann man sich in Hotelbars welchen kaufen und dank der Reisen in andere indische Bundesstaaten findet man in jedem Praktikanten-Kuehlschrank ein zwei Flaschen Bier oder Schnapes.

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schon zwei Tage in Indien...
...und ich hab mich immer noch nicht ganz daran gewoehnt.

Denn es ist alles so anders hier, als wir es gewoehnt sind. Wenn man hier durch die Strassen faehrt fuehlt man sich in irgendein voriges Jahrhundert versetzt: die meisten Gebaeude sind halb eingefallen, die Leute tragen ihre traditionelle Kleidung, man sieht kaum Autos nur Rikschas (mit Motor), Roller und Fahrraeder. Und zwischen den wild durcheinander fahrenden Indern wandern gemuetlich die heiligen Kuehe umher und jagen sich die Strassenkoeter.





Diese Kuehe laufen ueberall rum. Hier mal beim schlafen (natuerlich auch mitten in der Stadt)



Das krasseste aber sind die ueberall anwesenden armen Leute. Ich glaube daran werd ich mich nie gewoehnen. Im Gegensatz zu unseren Pennern sind es immer ganze Familien (mit tausenden von Kindern) die hier auf der Strasse leben. Manche haben immerhin ein Bett am Strassenrand stehen (wo immer mindestens zwei drin schlafen) und eine aus undefinierbaren Dingen zusammengeschusterte Bude. Keine Ahnung wie die darin den Monsun ueberstehen wollen.

So leben die Armen:


Als Weisse faellt man immer und ueberall auf. Denn in der ganzen 1,5 Mill-Stadt gibt es vielleicht 30 Auslaender. Und die gilt es natuerlich auszubeuten. Sobald man um die Ecke kommt werden die Strassenkinder von den Eltern losgeschickt. Es faellt einem echt schwer hart zu bleiben. Wenn man aber einmal anfaengt was zu geben kann man nicht mehr aufhoeren und unterstuetzt damit auch noch die, im Vergleich zu einer Schulbildung, anscheinend profitablere Kinderarbeit.

Und dann ist da ueberall dieser Dreck, genauer gesagt Muell und Staub. Freu mich schon auf die Schlammlawinen die mit dem Monsun daraus werden.

So, nun aber genug gemotzt. Denn mir gehts hier eigentlich ganz gut (ausser dem, dass ich euch alle wahnsinnig vermisse). Werd jetzt erstmal der Reihe nach berichten. Denn in den ersten zwei Tagen ist schon ganz schoen viel passiert.

Also los gehts: In der Email hab ich euch ja schon von der netten Inderin aus dem Flugzeug erzaehlt die mir gleich mal ihren Fahrer (natuerlich mit Auto) geliehen hat. Von meinem gammligen Hotelzimmer und der Stadt geschockt war mein erster Gedanke, wie ich moeglichst schnell wieder nach Hause komme. Der naechste Gedanke war dann, dass es vielleicht helfen koennte Gleichgesinnte zu treffen.

So begab ich mich also auf die Suche nach Auslaendern. Und da man hier keinen auf der Strasse sieht, bin ich zur Uni geschlappt (bei 45 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80% - Gratissauna rund um die Uhr). Dort hab ich dann den naechst besten nach foreign students gefragt. Und weil in Indien niemand zugibt wenn er was nicht weiss, wurde ich von hier nach dort geschickt. Nachdem ich meine Geschichte ungefaehr zehnmal erzaehlt und von jedem die Telefonnummer bekommen hatte ("...if you have any problem...") bin ich schliesslich bei nem Prof gelandet der Ahnung hatte. Er hat stundenlang umhertelefoniert bis er die Adresse von nem AIESEC-Typen hatte. Dort angekommen hatte ich dann nach ungefaehr ner Stunde die Telefonnummer von nem deutschen Praktikanten hier in Baroda. Ihr galubt gar nicht wie ich mich da gefreut habe.

Seitdem hab ich meine Abende mit ca 10 anderen internationalen Praktikanten verbracht. Ausserdem hatte ich das Glueck, dass in einem Praktikantenhaus zur Zeit meherere Betten leer stehen. Fuer diesen Monat kann ich deswegen erstmal dort wohnen. Die Wohnung ist zwar auch ganz schoen heruntergekommen aber das ist hier der Standard und nett ist es trotzdem dort. Geschlafen wird hier auf der Dachterasse unterm Sternenhimmel wegen dem kuehlenden Wind.

Unsere Kueche:



Das Bad:



Unser "Schlafzimmer"...



...und die Aussicht von diesem

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